Nach den bekannten und beliebten arktischen Ultraläufen im Yukon und in Lappland folgt in diesem Frühjahr ein aufregendes neues Rennen. Das Grand Traverse ist eine neues Laufevent in unserem Portfolio und führt uns hoch in die mächtigen Rocky Mountains zu einem wilden und rauhen eintägigen Skirennen.
Die Teilnehmer starten in der Kleinstadt Crested Butte in Colorado, USA, und durchqueren auf einer anspruchsvollen 40-Meilen-Strecke mit mehr als 6.800 Höhenmetern die Rockies bis zum Skigebiet von Aspen. Der Grand Traverse findet seit über 26 Jahren statt (mehr erfährst du weiter unten) und hat sich als eines der legendärsten Skirennen Nordamerikas etabliert. Das Grand Traverse ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen, die hier stattfinden, zum Beispiel im Sommer mit einr kombination aus Mountainbiking und Laufen (für viele ist das Skirennen allerdings das Kronjuwel!).
Wir haben uns mit Laura Puckett Daniels, einer Einwohnerin von Crested Butte und Organisatorin bei Crested Butte Nordic, dem Veranstalter des Grand Traverse, unterhalten, um mehr über die spannende Geschichte des Rennens und seine Highlights entlang der Route zu erfahren.
Wie alles anfing
Die Anfänge des Grand Traverse Skirennens gehen auf die Gemeinde Crested Butte zurück, in der rund 2.000 Einwohner leben. Hier, in den Rocky Mountains auf knapp 3.000 m Höhe, beginnt es im Oktober zu schneien und hört bis Mai nicht mehr auf. Jedes Jahr fallen hier etwa neun Meter Schnee. Das bedeutet, dass Crested Butte einen extrem langen Winter durchlebt. Deshalb ist es umso wichtiger, Aktivitäten zu kreieren, die die Einwohner in dieser langen Zeit unternehmen können.
Das ist das Motto des Crested Butte Nordic Centre, einer gemeinnützigen Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Einwohnern den Zugang zu Freizeitaktivitäten in der Natur zu ermöglichen, egal wie das Wetter ist. Das Nordic Centre vermietet Langlaufskier und hat ein Netz von Loipen entwickelt und hält es auch instand. In den 90er Jahren beschlossen Freiwillige, Geld zu sammeln, um diese wichtige Einrichtung am Leben zu erhalten. Eine dieser Ideen war, ein Skirennen zu veranstalten - eine Gelegenheit, um alle Menschen zusammenzubringen und neue Leute in die Region zu locken.
Das Team begann mit der Planung einer Veranstaltung und vor allem mit der Suche nach einer geeigneten Route, die die Leute anlocken würde. Interessanterweise wurde die Region von Bergarbeitern gegründet. Es gab in den Rocky Mountains viele Postrouten, auf denen die Post per Ski in die entstehenden Bergbaudörfer gebracht wurde. Auf einer dieser Postrouten basiert die Grand-Traverse-Route, die von Crested Butte zu dem viel größeren (und auffälligeren) Ferienort Aspen führt.
"Luftlinie sind es etwa 40 Meilen bis zum Ferienort Aspen. Dazwischen liegt hochalpines Gelände. Die Straßenverbindung beträgt etwa 200 Meilen - das ist die einzige Möglichkeit, Aspen zu erreichen, wenn du Eis und Schnee im Winter vermeiden willst. Die Grand-Traverse-Route führt die Teilnehmer über the Crow's path durch die unberührte Bergwildnis”, so Laura Puckett Daniels, Crested Butte Nordic Development Director
Ein einzigartig herausforderndes und anspruchsvolles Rennen
Skimo (Ski-Mountaineering) ist die Abkürzung für Skitourenrennen, an dem die Grand Traverse Teilnehmer mitmachen. Um den Grand Traverse zu bewältigen, müssen alle Teilnehmer*innen nicht nur gut Skifahren, sondern sich auch sicher im hochalpinen Gelände bewegen können. Kurz gesagt, es handelt sich um kein typisches Skirennen.
Das Terrain, durch das das Rennen führt, ist im Gegensatz zum beliebten Ferienort Aspen, wo das Rennen endet, unglaublich wild - hier gibt es nur wenig Handyempfang! Für die Teilnehmenden ist die Abgeschiedenheit der Route ein wesentlicher Grund, warum sie sich für das Grand Traverse entscheiden. Für viele ist es die einzige Gelegenheit, im Winter in einer solchen Landschaft unterwegs zu sein. Sie müssen sich abseits der üblichen Wege auf Skiern fortbewegen und dabei eine extreme Herausforderung meistern. Genau das lockt so viele Menschen Jahr für Jahr zu diesem Event an. Einer dieser leidenschaftlichen Teilnehmer, Pat O'Neill, hat es jedes Jahr geschafft. Er nimmt 2022 zum 24. Mal teil.
Aufgrund der extremen Bedingungen auf der Route müssen die Teilnehmer zu ihrer eigenen Sicherheit zu Zweit antreten. Außerdem müssen die Teilnehmer Schutzausrüstung zur Übernachtung, ein Leuchtfeuer, eine Schaufel und etwas zum Kochen mit sich führen. Im Laufe der Geschichte des Rennens hat es immer wieder Schneestürme gegeben, und die Teilnehmer mussten sich unterstellen, um sich zu schützen. Außerdem werden sie von einem qualifizierten Lawinenteam und medizinischen Notfallteams unterstützt.
"Für diejenigen, die jedes Jahr wiederkommen, ist es ein wenig wie ein Glücksspiel. Im Winter sind die Bedingungen jedes Mal anders, was es zu etwas ganz Besonderem macht und uns immer auf Trab hält."
Highlights entlang der Route
Die Grand Traverse beginnt um Mitternacht in Crested Butte und bildet den Auftakt zu einer epischen Reise. An der Startlinie wird ein Priester die Teilnehmer segnen - ein kraftvoller Moment, der zu einer wichtigen Tradition des Rennens geworden ist. Nach der Segnung gibt es den traditionelle Start-Pistolenschuss und jedes Paar macht sich auf den Weg in die Wildnis Richtung Aspen.
Der erste Teil des Rennens findet im Dunkeln statt, während die Teilnehmer durch ein weites Flusstal und einen abgelegenen Wald laufen. Entlang der Strecke gibt es Streckenposten und Leuchtstäbe an Bambusmarkierungen, die den Weg weisen. Mehrere Kontrollpunkte entlang der Strecke müssen innerhalb einer bestimmten Zeit erreicht werden. Der erste Kontrollpunkt ist der East River Checkpoint nach 4 Meilen. Von hier aus geht es zum ersten Mal stetig bergauf bis zu zwei weiteren Kontrollpunkten, bevor es dann weiter hinauf bis auf 3.000 Meter geht, mit nichts als zerklüfteten, felsigen Felsen auf beiden Seiten!
Der Höhepunkt der Grand Traverse ist der höchste Punkt, der Star Pass (nach ca. 17 Meilen), den die Teilnehmer bis 7 Uhr morgens erreichen müssen, um weiterzukommen. Hier am höchsten Punkt der Strecke befindet sich ein Lawinen-Warnteam. Je nach Bedingungen wird in manchen Jahren leider beschlossen, die Route hier nach Crested Butte zurückzuführen, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten, anstatt weiter nach Aspen zu fahren. Wenn alles gut geht, können die Paare die Abfahrt in den Talkessel fortsetzen. Hier werden sie von Geo begrüßt, einem der ursprünglichen GT-Rennfahrer. Heutzutage hält er eine weitere ikonische Renntradition aufrecht - Geos Lagerfeuer. Das Feuer hilft den Skifahrern unterwegs. Hier werden sie oft mit Whiskey begrüßt. Doch das Rennen ist hier noch lange nicht zu Ende. Es gibt noch einige weitere Auf- und Abstiege im alpinen Gelände zu überwinden. Dieser Teil der Strecke ist exponiert und offen, oberhalb der Baumgrenze.
Nach etwa zwei Dritteln des Rennens ist oft die Belastungsgrenze erreicht - ein weiterer langsamer und stetiger Anstieg, bekannt als Richmond Ridge. Bei Kilometer 27 erreichen die Teilnehmer den berüchtigten Barnard-Kontrollpunkt - ein weiterer beliebter Zwischenstopp, der oft ein bisschen wie eine Party wirkt. Die Teams haben hier nur 20 Minuten Aufenthalt... aber viele würden gerne länger bleiben! Danach geht es auf die Zielgerade in Aspen zu - wobei noch einige Hügel zu bewältigen sind. Wenn die Teilnehmer das Skigebiet von Aspen Mountain erreichen, beginnt die große Abfahrt mit einem Höhenunterschied von etwa 1.100 Metern auf 3 Meilen Distanz. Aspen ist gefühlt eine Ewigkeit von der Kleinstadt Crested Butte entfernt und die Teilnehmenden genießen auf der langen Abfahrt bestens präparierte Pisten, bevor sie schließlich auf der Hauptstraße ins Ziel kommen.
"Die Ziellinie ist ein weiterer Höhepunkt des GT-Rennens mit Familien, Freunden, Haustieren, Kuhglocken, Bier und vielen Emotionen. Es gibt Erleichterung, Stolz, Tränen ... und sogar Entrüstung darüber, wie hart und schmerzhaft die Strecke war. Aber am Ende überwiegen Freude und Erfolg. Es ist ein ganz besonderer Moment."
GT-Legenden
Im Laufe der Jahre hat die Grand Traverse Hunderte von Teams anlockt, die sich der Herausforderung stellen wollten. Mit der Weiterentwicklung des Rennens hat sich auch die Ausrüstung für die Teilnehmer verändert. Durch die Fortschritte in der Skiausrüstung ist das Rennen für immer mehr Menschen machbar. In den 90er Jahren gab es Skimo in den USA noch gar nicht. Jeder nahm mit Langlaufskiern teil. Seitdem nehmen die Leute mit Tourenski teil, mit denen sie die Steigungen und Abfahrten viel schneller bewältigen können. Das Ergebnis sind Rekordzahlen für die Grand Traverse - frühere Sieger haben die Route in etwa 8,5 Stunden bewältigt. Im Jahr 2021 schafften die Gewinner die Tour in knapp unter 6 Stunden - und kamen im Dunkeln ins Ziel. Andere Teilnehmer brauchen bis zu 17 Stunden, um diese spektakuläre Strecke zu bewältigen.
Jeder Teilnehmer hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Grund, sich der Herausforderung zu stellen - egal, ob er an seine körperlichen Grenzen gehen, einen persönlichen Dämon bekämpfen oder Rekorde brechen will ... oder ob er einfach nur Lust hat, die ausgetretenen Touristenpfade zu verlassen und in den Wintermonaten etwas Anderes zu machen. Die Grand Traverse zieht eine Vielzahl von Menschen an, von Weltklasse-Skifahrern bis hin zu Abenteuersportlern, Multisportlern und Menschen, die einfach gern im Gebirge unterwegs sind und ihre körperliche Leistungsgrenze austesten wollen.
Neben dem bereits erwähnten Stammgast Pat haben sich Hunderte von Menschen angemeldet, um die anstrengende 40-Meilen-Strecke zu bewältigen. Besonders erwähnenswert sind die Bürgermeister von Crested Butte und Aspen, die beschlossen haben, gemeinsam (in Anzügen) zu laufen, um ihre Einigkeit und ihren Status als Schwesterstädte zu demonstrieren. Aron Ralston, ein Bergsteiger, der überlebte, indem er sich die Hand abschnitt, nachdem er von einem Felsbrocken eingeklemmt worden war (bekannt durch den Film 127 Hours von Danny Boyle), hat sich ebenfalls mehrmals der Herausforderung gestellt. Und wer noch mehr Beweise dafür braucht, dass es sich um ein extrem herausforderndes Ereignis handelt, dem sei gesagt, dass es "wie die Besteigung des Everest ist, nur ohne den Sauerstoff".
"Du musst kein Profi-Skifahrer sein, um teilzunehmen. Im Laufe der Jahre haben auch viele "normale Leute" mitgemacht, darunter auch Lehrer aus der Region. Die Grand Traverse steht jedem offen - vorausgesetzt, du bist fit, bereit, mehr als 12 Stunden unterwegs zu sein, die winterlichen Bedingungen auszuhalten und ein wenig Erfahrung mit im Gelände zu haben."
Feeling excited?
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