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Fastpacking in Nepal

Nepal ist der ideale Ausgangspunkt für ein unvergessliches Fastpacking-Abenteuer. Hier erfährst du, was dich auf dem Langtang Valley erwartet. 

Beim Fastpacking geht es darum, schnell und mit wenig Gepäck in den Bergen unterwegs zu sein. Dafür braucht man eine universell einsetzbare, leichte und und gut verstaubare Ausrüstung. Für diejenigen, die damit noch nicht vertraut sind, gibt es einen Guide über Fastpacking von Jenny Tough vom #Team Montane, einer Fastpacking-Pionierin.

Für eine Reise im Fastpacking-Stil reisten der Fotograf Jake Baggaley und der Laufcoach Sam Hill nach Nepal, um den Langtang Valley zu gehen. Es handelt sich hierbei um eine atemberaubende, abwechslungsreiche Landschaft, ein riesiges Wegenetz und eine einzigartige Bergkultur - ein tolles Reiseziel für Fastpacking... 

Langtang ohne plan 

Abenteuer brauchen nicht viel Planung. Oft werden die Dinge sogar noch spannender, wenn man die Vorbereitung eher "laissez-faire" angeht. Ich liebe es, zu improvisieren und zu sehen, was das Universum bringt. Das soll nicht heißen, dass ich es genieße, "unsicher" oder "überfordert" zu sein, aber wenn ich bedenke, dass ich die meiste Zeit meines Lebens gezwungen bin, organisiert und nach Plan zu leben, warum sollte ich dann nicht mal das Gegenteil ausprobieren? Abenteuer sollten natürlich eine Herausforderung sein, aber auch einen ungewissen Ausgang haben. Als Jake und ich uns auf den Weg ins Langtang-Tal in Nepal machten, hatten wir nur eines im Sinn: "Einen verdammt tollen Urlaub zu haben!" 

November ist ein toller Monat, um in die Bergen von Nepal zu reisen. Wer liebt nicht die Kombi aus stabilem Wetter, fast jeden Tag blauem Himmel und einsamen Wanderwegen.  Außerdem ist der November in Europa immer grau, so dass du dich freuen kannst, wenn es woanders besser ist! Ich hatte geplant, den größten Teil des Monats dort zu verbringen und habe meinen langjährigen Weggefährten Jake Baggaley dazu überredet, mich eine Woche lang auf meiner Wanderung zu begleiten und Dal Bhat zu essen - er ließ sich nicht lange überreden! 

Wir trafen uns in Kathmandu nach meiner Rückkehr von einer mehrwöchigen Radtour auf dem Annapurna Circuit. Ich hatte einen Tag, um meine Ausrüstung zu waschen, ein paar Karten anzuschauen und eine Tasche zu packen. Einer der vielen Vorteile einer Fastpacking-Reise ist, dass man nicht wirklich viel braucht. Das gilt besonders in Nepal, wo du entlang der meisten bekannten Wanderwege komfortable Teehäuser (einfache Unterkünfte mit Verpflegung) findest. Ein leichter 30-Liter-Rucksack war alles, was wir brauchten. Wir packten ein paar warme Klamotten, etwas zu essen und unsere Kameras, die größer als nötig waren, hinein.

Wir hatten nur wenig Vorbereitungszeit in Kathmandu, da dort allgemeine Wahlen stattfanden, sodass es einen Tag später keine Transportmöglichkeiten zum Trailhead geben würde. Wir wurden darüber informiert, dass es in dem scheinbar so friedlichen Land an Wahltagen etwas "brenzlig" werden kann, und man riet uns sogar davon ab, mit einem Privatfahrzeug zu fahren, da man bei Autos, die zwischen den Bezirken unterwegs sind, von Einmischungen ausgeht und oft auf sie schießt! So verließen wir Kathmandu in aller Eile. Ich hatte nicht einmal eine Genehmigung für das Trekking besorgt, aber das war ein Problem, um das sich Sam kümmern sollte...

Wir verließen Kathmandu und fuhren sechs Stunden nach Norden nach Syapru Besi, nur 14 km von der tibetischen Grenze entfernt. Es war ein gutes Gefühl, den Bergen nahe zu sein und ins Unbekannte aufzubrechen. Im Laufe der Jahre habe ich mit vielen Menschen gesprochen, die Zeit im Langtang-Tal verbracht haben, und es zauberte ihnen immer ein Lächeln ins Gesicht. Für Touristen ist das Langtang-Tal eine großartige Möglichkeit für Trekking, denn die Genehmigungen sind billig, es gibt viele Teehäuser entlang der Route und es ist nicht vorgeschrieben, einen Führer zu nehmen (aber das könnte sich ändern). Es war der perfekte Ort für unser "spontanes" Abenteuer; wir hatten die Auswahl und konnten unseren Plan von Tag zu Tag anpassen. 

In der Gegenwart bleiben

Fastpacking in den bekannteren Gegenden Nepals ist eine unglaublich zivilisierte Sache und es verging kein Tag, an dem Jake und ich nicht in einem Teehaus einkehrten. Da wir nicht viel zu essen dabei hatten, nutzten wir immer die Annehmlichkeiten entlang des Weges. Ich fand die kleinen Pausen, in denen wir Ingwertee schlürften und Kekse aßen, notwendig, um zu Entschleunigen und in der Gegenwart zu bleiben.

Wenn ich mit dem Rucksack unterwegs bin, halte ich nur selten an. Ich denke dann immer an das "nächste Stück" und komme am Ende des Tages im Camp an und merke, dass ich mit meinen Gedanken nur in der Zukunft war. Ich konzentriere mich nicht so sehr auf das, was direkt vor mir liegt. Während unserer gesamten Reise in Nepal hatte ich nie das Gefühl, dass ich in Eile war. 

An unserem ersten Tag auf dem Weg kamen wir durch das Dorf Langtang. Die Stadt war bei den Erdbeben 2015 völlig zerstört worden und über 300 Menschen verloren ihr Leben. Die Tragödie ist in der Gegend immer noch sehr präsent - alles und jeder in diesen kleinen Gemeinden war auf irgendeine Weise von der Verwüstung betroffen.

Ein Moment des Friedens

Tag 2 führte uns in die Stadt Kyanjen Gomba. Das Tal öffnet sich nach rechts und die Stadt ist von den markanten hohen Gipfeln des Himalaya umgeben. Es ist ein besonderer Ort, um die Nachmittagssonne zu genießen und dabei eine frisch gebackene Zimtrolle aus der örtlichen Bäckerei zu essen. 

Da es nur einen kurzen Fußmarsch vom Dorf Langtang entfernt war, gingen wir nach dem Mittagessen zur Akklimatisierung auf einen kleinen Hügel oberhalb der Stadt. Am nächsten Tag würden wir den höchsten Punkt unserer Wanderung erreichen, also war es gut die Bildung von roten Blutkörperchen zu aktivieren, bevor wir weiter zogen - vor allem für Jake, der erst 4 Tage zuvor im Land angekommen war. 

Der Tserko Ri ist ein beliebter niedriger Gipfel oberhalb der Kyanjin Gompa. Er bietet eine unglaubliche Aussicht auf das Langtang-Tal und die höheren Berge ringsum. Er ist nicht technisch anspruchsvoll und wird von vielen Trekkern begangen, aber auf knapp 5000 m Höhe ließen wir es langsam angehen, zumal wir erst 3 Tage auf der Route waren. 

Obwohl Jake weit weniger akklimatisiert war als ich, zog er mich zum Gipfel und wir überholten alle anderen Gruppen auf dem Weg. Es ist ein echtes Vergnügen, einen Gipfel für sich allein zu haben, vor allem einen so beliebten wie diesen, und wir verbrachten gut 20 Minuten damit, die Gebetsfahnen im Wind flattern zu sehen, umgeben von einigen der schönsten Berge, die ich je gesehen habe.

Auftanken und Umkehr

Wir waren rechtzeitig unten, um in der örtlichen Bäckerei Veggie-Burger zu essen, und es war Zeit, zu planen. Je mehr wir uns die Karte ansahen, desto klarer wurde uns, dass wir am besten zurück nach Kathmandu laufen sollten. 

Wir hatten noch 5 oder 6 Tage Zeit, bevor ich fliegen musste, und es gab offensichtlich ein Wegenetz, das Langtang mit der Stadt verband. Nach einem weiteren Zimtbrötchen zogen wir also unsere Rucksäcke an und machten uns auf den Weg zurück ins Tal. 

Wir verbrachten eine weitere Nacht im Tal, bevor wir steil zu den Gosainkund-Seen aufstiegen. Nach einem ganzen Tag des Aufstiegs hielten wir kurz vor den Seen an, weil wir den Sonnenuntergang erleben wollten. Das Teehaus befand sich auf einem Bergrücken oberhalb der Baumgrenze und bot einen Panoramablick in Richtung der Annapurna-Region. Außerdem hatte das Teehaus einen tollen Hund, also mussten wir irgendwie dort bleiben. Der Sonnenuntergang war so schön wie versprochen, und als die Sonne hinter den Bergen versank, zogen wir uns ins Haus zurück, um zwei Portionen Dal Bhat zu essen, eine Eimerdusche zu nehmen und die schlechteste Nacht unserer Reise zu haben! 

Im Teehaus gab es nur fünf andere Gäste, aber diese fünf nahmen noch einen Drink, und da die Wände so dünn waren, ließ sich das Mithören von Singen, Plaudern und Schnarchen nicht vermeiden, so dass wir um 5 Uhr morgens aus dem Bett stiegen. Wir hatten unser normales Frühstück mit Apfel Pfannkuchen und Tee bestellt - wenigstens das würde uns nach einer schlechten Nacht aufwecken, oder? Aber es stellte sich heraus, dass die Tee- Hausbesitzer einen Raksi Rausch hatten und die Küche und der Speisesaal wie eine Geisterstadt aussahen. Wir lachten über die ganze Situation, steckten ein paar Rupien in das Quittungsbuch, das offen auf dem Tresen lag, und machten uns auf den Weg in die Dunkelheit, um einen schönen Sonnenaufgang über einigen Bergseen zu erleben.

Zurück nach Kathmandu

Dieser Teil des Weges ist ein lokaler Pilgerweg und als solcher ist er ziemlich ausgebaut - es gibt sogar Betontreppen mit Geländern. Nach der wilden Schönheit des Langtang-Tals waren wir etwas enttäuscht, aber es scheint, als ob die Gosainkund-Seen dem Snowdon in nichts nachstehen. Sobald man die Haupttouristenroute verlässt und die Menschenmassen hinter sich lässt, kann man wieder aufatmen. 

Als wir oberhalb der Seen aufstiegen, bekamen wir  Gesellschaft von einen süßen kleinen Hund, der uns bis zum oberen Sattel folgte. Die Umgebung erinnerte mich an die Pyrenäen: trockene, felsige Gipfel, steile Gratlinien und ein ständiges Gefühl der Vorfreude auf das bevorstehende Laufen.

Da wir noch nicht gefrühstückt hatten, brauchten wir unbedingt etwas zu essen und fanden ein tolles kleines Teehaus mit Blick auf das Netz der Kammlinien, das uns schließlich zurück nach Kathmandu führen würde. Wir verdrückten ein paar Teller mit Apfelpfannkuchen, Erdnussbutter und einer großen Flasche Ingwertee, bevor wir uns auf den Weg machten. 

Der Weg schlängelte sich um die steilen Hänge herum und schließlich kamen wir auf eine Kammlinie, oberhalb der Baumgrenze. Wir wollten unbedingt einen Roten Panda sehen. Bei jedem Geräusch, das wir im Gebüsch hörten, waren wir überzeugt, dass es sich um einen der süßen kleinen Kerle handeln würde, aber leider haben unsere lauten Gespräche über Punkrock und Kameras sie nicht aus dem Unterholz herausgelockt.

An der Route entlang tanken

Den ganzen Tag über befanden wir uns knapp über einer Wolkeninversion. Zeitweise drohte sie uns zu verhüllen, nur um Minuten später wieder im strahlenden Sonnenschein aufzutauchen. Wir hielten früh an einem Teehaus mit einer der besten Aussichten der Reise und staunten über die anhaltende Schönheit. 

Auf einer solchen Reise muss man ständig an das Essen denken und wir haben uns beide die Qualität des Dal Bhat, das wir unterwegs in den verschiedenen Teehäusern gegessen hatten, gemerkt. Wir hatten eine Wanderin getroffen, die in die entgegengesetzte Richtung wanderte und uns von dem Dal Baht an diesem kleinen Ort auf dem Bergrücken in der Nähe unserer Unterkunft erzählt hatte. 

Sie war so aufgeregt, dass ihr fast die Tränen kamen, als sie uns davon erzählte, dass wir dorthin mussten! Es kam sofort ganz oben auf meine Liste der besten Dal Bahts aller Zeiten! Ich kann es immer noch schmecken und mir das Paar in dem Teehaus vorstellen, das uns bedient hat. Wenn ich nur eine Sache für den Rest meines Lebens essen könnte, wäre es dieses Dal Baht!

An Tag 6 kamen wir in den Bereich der Baumgrenze und immer mehr Dörfer tauchten zwischen den Pfaden auf. Es war toll, mehr Menschen zu sehen und einen Eindruck vom Landleben außerhalb der Berge zu bekommen. Es gab viele Orte, an denen wir anhalten konnten, um etwas zu essen, und zum Mittagessen bestellten wir statt Dal Bhat lieber große Teller mit Bratkartoffeln und Gemüse. 

Das Schöne daran, wenn man weiter aus den Bergen herauskommt, ist, dass das Essen immer frischer wird und das Gemüse viel reichhaltiger ist.  Mit der Intensität, mit der ich mich an das Essen auf dieser Reise erinnere, wird deutlich, wie gut das Essen in Nepal ist - es ist weit entfernt von den langweiligen gefriergetrockneten Mahlzeiten, von denen man normalerweise bei solchen Einsätzen leben muss.

 

Rückblick

Am Endes unseres vorletzten Tages mussten wir nur noch einen weiteren Berg erklimmen, bevor wir nach Kathmandu hinabsteigen konnten. Was uns in Langtang noch wie eine große Anstrengung vorkam, verlief relativ problemlos, ohne große Ereignisse und mit viel Spaß! 

Für mich war die ganze Erfahrung, den Fokus von der totalen Zielorientierung zu nehmen und einfach zu sehen, was sich auf dem Weg entfalten würde, anders als bei anderen Fastpacking-Reisen. Unsere Priorität war es, "eine schöne Zeit zu haben", und nichts anderes war wirklich wichtig. 

Als wir am nächsten Morgen vom Shivapuri-Gipfel auf die Stadt hinunter schauten, fühlte sich das Ende meiner Reise richtig an. Ich hatte alles gesehen, von den 7000er-Gipfeln über das geschäftige Treiben in der Stadt bis hin zu allem, was dazwischen lag - die letzten 6 Tage haben mir einen so reichen Eindruck von Nepal vermittelt. 

Als wir wieder im Herzen der Stadt ankamen, schien alles, was wir uns vorgenommen hatten, auch so gekommen zu sein.... Was will man mehr?

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