Malcolm Bass, Bergsteiger vom #TeamMontane-Bergsteiger, der einige der entlegensten und anspruchsvollsten Berggipfel der Welt bezwungen hat, erlitt 2020 einen lebensverändernden Schlaganfall. Erfahre seine Geschichte über seine Genesung und seinem Kampf gegen seine bisher größte Herausforderung.
Malcolm stellt sich vor
Mein Name ist Malcolm Bass. Ich komme aus North Yorkshire, in der Nähe von Thirsk, und ich bin klinischer Psychologe beim NHS. Seit Beginn meines Studiums an der Universität Leeds begann ich mit dem Höhlenklettern und -tauchen und erforschte in den 1980er und 1990er Jahren Höhlen in den Yorkshire Dales, die noch kein Mensch betreten hatte.
Ich hatte Klettern ausprobiert und liebte Geschichten über das Bergsteigen. Nach einem zufälligen Treffen mit Kletterern in den schottischen Highlands im Winter schloss ich Freundschaft mit einem von ihnen, Simon Yearsley aus Yorkshire. Daraus entwickelte sich eine lebenslange Kletterpartnerschaft. Wir liebten beide das schottische Winterklettern und gingen später zusammen Bergsteigen. 1992 wagten wir uns in den Himalaya, um mit Julian Clamp die Erstbegehung der Yogeshwar-Südwand (6.617 m) und 20 Jahre später mit Paul Figg die Erstbegehung des Dunglung Khangri (6.365 m) im indischen Karakorum zu machen.
Simon und ich kletterten auch in Alaska. Danach habe ich 2006 mit Patricia Devoll die Erstbegehung des Zhara/Haizi Shan (5.820m) in Tibet, 2010 mit Paul Figg die Westwand des Vasuki Parbat (6.792m) in Indien und 2018 mit Paul Figg und Guy Buckingham den Janhukot (6.805m) in Indien gemacht.
In unserer 30-jährigen Kletterpartnerschaft mit Simon haben wir Dutzende von Wintererstbegehungen in Schottland geschafft, wie zum Beinn Bhan und Pobble am abgelegenen Lord Reay Seat. Simon und ich klettern immer noch zusammen, wenn auch mit Rücksicht auf meine Behinderungen nach dem Schlaganfall.
Malcolm and Paul Figg descending from the summit of Janhukot in 2018. Credit: Guy Buckingham
Warum ich Klettern liebe
Bergsteigen inspiriert mich aufgrund der Herausforderung. Es ist genau das, wozu ich geboren wurde. Es ist körperlich und geistig anspruchsvoll und ich genieße die gemeinsame Anstrengung mit guten Freunden in einer atemberaubenden Umgebung; es fordert meine emotionalen Fähigkeiten, Ängste zu überwinden, und meine intellektuellen und Führungsqualitäten, wenn ich eine Reise zu den schönsten Bergen recherchiere, plane und durchführe.
Und dann ist da noch das Reisen und Klettern mit einer kleinen Gruppe, der du nicht nur dein Leben anvertraust, sondern mit der du auch wochenlang ein winziges Zelt teilen musst.
Es hat lange gedauert, bis ich gelernt habe, technische Routen im Hochgebirge im alpinen Stil zu klettern. In den Jahren vor meinem Schlaganfall hat mich dieser Aspekt des Alpinismus am meisten fasziniert, da es so viel über die Gebirgszüge der Welt, über Technik und Ausrüstung und über sich selbst zu lernen gibt. Ich habe mich darauf gefreut, die nächsten Jahre meine Fähigkeiten als Alpinist schrittweise zu verbessern.
Malcolm’s Schlaganfall
Im August 2020 (mitten in der Coronavirus-Pandemie!) genoss ich ein fantastisches langes Kletter- und Berglaufwochenende mit Simon in den Cairngorms, in der Nähe seines heutigen Wohnortes. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, aber eines Morgens wachte ich in Simons Haus auf und tat mich plötzlich schwer, aus dem Bett zu kommen und aufzustehen. Ich erinnere mich, dass ich in den Flur stolperte, wo Simons Frau Sarah mich fand. Simon machte den the FAST test und dachte, ich hätte einen Schlaganfall. Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, wie ich im Krankenwagen auf dem Weg ins wunderbare Ninewells Hospital in Dundee war.
Drei Tage später lag ich auf der Intensivstation, nachdem mein Gehirn angeschwollen war und ich eine lebensrettende Operation brauchte. Dabei wurde ein Viertel meines Schädels entfernt, um den Druck zu mindern. In der Zwischenzeit war Donna aus England herbeigeeilt und blieb während einer unruhigen Woche bei Simon und Sarah.
Nach der akuten Phase meines Schlaganfalls kam ich zu mir und stellte fest, dass ich meine linke Körperhälfte weder spüren noch bewegen konnte. Ich konnte zwar sprechen, aber ich war etwas verwirrt, hatte Schluckbeschwerden und musste flüssige Nahrung zu mir nehmen. Außerdem hatte ich ein Viertel meines Gesichtsfeldes verloren, und der Rest meiner Sicht war verschwommen.
Zuerst wollte ich das Ausmaß meiner Behinderung nicht wahrhaben und rief verzweifelt Freunde an, um Klettertouren für den kommenden Winter zu organisieren. Als ich es nicht mehr leugnen wollte und mir klar wurde, dass ich eine sehr schwere Behinderung hatte, ging es mir sehr schlecht. Ich war vier Monate lang im Krankenhaus in Dundee und dann in Northallerton, bevor ich schließlich im Rollstuhl und mit einem OP-Helm nach Hause kommen konnte (im Mai 2021 wurde mir eine Porzellanplatte in den Schädel eingesetzt).
Malcolm on his Mountain Trike. Credit: Donna James
Ich bin immer noch oft sehr traurig über die Bereiche meines Lebens, die ich verloren habe. Was noch überraschender ist: Ich fühle mich oft extrem ängstlich und manchmal auch gereizt und wütend. Das ist natürlich durch den verheerenden Verlust ausgelöst, ist aber auch ein gewöhnlicher und unfreiwilliger emotionaler Teil der Genesung nach einem Schlaganfall.
Psychologisch gesehen war es eine grimmige Achterbahnfahrt. Ich bin sehr froh, dass ich eine hervorragende psychologische und psychiatrische Behandlung in Anspruch genommen habe, die mir hilft, mich auf mein Leben nach dem Schlaganfall einzustellen. Ich habe hervorragende, kompetente und freundliche Hilfe von meiner örtlichen neuropsychologischen Abteilung und meinem Team vorort für psychische Gesundheit erhalten.
Seit meiner Entlassung aus dem Krankenhaus lebe ich zu Hause liebevoll betreut von meiner wunderbaren Frau Donna und arbeite hart an meiner körperlichen Rehabilitation und geistigen Erholung, während ich ständig mit der schweren und anhaltenden Müdigkeit kämpfe, die nach einem schweren Schlaganfall auftritt.
Beginn eines neuen Lebens
Jetzt, fast drei Jahre später, mache ich immer noch kleine Fortschritte. Ich kann meinen linken Arm nicht mehr benutzen und mein linkes Bein nicht mehr spüren, aber durch intensive Neurophysiotherapie habe ich so viel Bewegung wiedererlangt, dass ich eine Meile im Freien sowie Treppen rauf und runter mit einem Stock und Begleiten gehen kann.
Ich bin zwar nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen, aber ich bin immer noch völlig unselbstständig - alltägliche Aufgaben wie allein im Haus herumzulaufen, sicher zu duschen oder eine Mahlzeit zu kochen, sind für mich immer noch unmöglich. Letztes Jahr habe ich wieder eine Teilzeitbeschäftigung aufgenommen, bei der ich von zu Hause arbeite und andere psychologische Fachkräfte betreue. Die Tatsache, dass ich immer noch arbeite, gibt mir das Gefühl, in der Welt nützlich zu sein und ist eine Facette meiner zerrütteten Identität.
Ich habe tolle Freunde und weil meine Kletterkumpel mich oft besuchen und regelmäßig Kontakt halten, habe ich immer einen gewissen Halt in dieser Gemeinschaft. Außerdem bin ich derzeit Mentor des Leiters einer bevorstehenden Expedition, die im Frühjahr eine aufregende neue Himalaya-Route in Angriff nehmen wird.
Außerdem gehöre ich immer noch zu dem Team, das die Anträge für den Montane Alpine Club Climbing Fund (MACC Fund) prüft und Zuschüsse vergibt. Ich freue mich auf all die wagemutigen Expeditionen, die es im nächsten Jahr dank der Zusammenarbeit zwischen Montane und The Alpine Club geben wird.
Malcolm and his partner Donna James, 2022. Credit: Joanna Walters
Während meiner Genesung zögerten Donna und ich lange, jemanden um Geld zu bitten, aber enge Freunde drängten uns, eine Spendenaktion ins Leben zu rufen, vor allem, als nach ein paar Monaten klar wurde, dass unser wunderbarer NHS nicht in der Lage ist, die körperliche Reha oder einige speziellen Physiotherapien, auf die ich jetzt angewiesen bin, anzubieten.
Die Spendenkampagne #MoveMountainsForMalcolm läuft weiter und würde sich an dieser Stelle über Verstärkung sehr freuen! Sie hat Teile der Ausrüstung finanziert, wie zum Beispiel ein geländegängiges Dreirad, aber auch meine regelmäßigen, spezialisierten Neurophysiotherapien, die es nur privat gibt, die aber wichtig für meine weiteren Fortschritte sind.
Glücklicherweise wurde meine gesamte psychische Betreuung vom NHS übernommen. Ich bin sehr dankbar für all die großzügigen Spenden, die bisher eingegangen sind, darunter auch von Freunden, die Veranstaltungen zugunsten der Kampagne gesponsert haben.
Ratschläg an Betroffene
Ich zögere, anderen, die Ähnliches durchmachen, Ratschläge zu geben, denn jeder Mensch ist anders, die Umstände sind so unterschiedlich und jeder Schlaganfall ist anders, genauso wie die Behandlung, die man erhält. Aber es ist wichtig, dass jeder den FAST-Test lernt. Auf der Website der UK Stroke Association findest du eine Internetseite die dir hilft, die häufigsten Symptome zu erkennen, die auf einen Schlaganfall hindeuten:
Gesichtslähmung: Kann die Person lächeln? Hängt der Mund oder das Auge runter?
Armlähmung: Kann die Person beide Arme heben?
Sprachschwierigkeiten: Hat die Person eine deutliche Aussprache und verstehst du, was sie sagt?
Zeit für die 999 (oder die Notfallnummer deines Landes wählen): wenn du eines dieser Anzeichen bemerkst.
Für mich persönlich ist es wichtig, dass ich nach dem Schlaganfall eine psychologische und psychotherapeutische Behandlung sowie eine Physiotherapie erhalte. Ein Schlaganfall ist ein sehr traumatisches Ereignis, und wir alle brauchen Hilfe, um uns psychisch von traumatischen Ereignissen zu erholen. Als klinischer Psychologe bin ich mit den Auswirkungen von Traumata auf Körper und Geist vertraut und das hat mir geholfen, den Strudel schmerzhafter Gefühle zu verstehen, den ich seit meinem Schlaganfall erlebt habe.
Vor meinem Schlaganfall habe ich eifrig für das Klettern trainiert, sorgfältig darüber nachgedacht und gelesen und mein Training gründlich geplant und durchgeführt. Ich fand die langsamen, aber stetigen, schrittweisen Fortschritte in Bezug auf Kraft, Ausdauer und Leistung sehr lohnend. Mit dieser Einstellung bin ich an meine Rehabilitation herangegangen und habe aus jeder kleinen Verbesserung Hoffnung geschöpft, vor allem weil ich weiß, dass einige Funktionen auch nach vielen Jahren noch zurückkehren können.
Malcolm and Paul Figg ascending Janhukot. Credit : Guy Buckingham
In der Zwischenzeit habe ich durch den teilweisen Verlust der Leistungsfähigkeit gelernt, dass die Liebe zur Natur tiefgreifend und wichtig für mich ist. Ich steige zwar nicht auf einen Berg, aber die Bäume und Vögel in unserem Garten und in unserem Dorf bereiten mir immer noch große Freude. Donna und ich gehen zusammen mit unseren Freunden regelmäßig an die frische Luft und raus in die Natur.
Blick in die Zukunft
Was meine zukünftigen Ziele angeht, so war es die Neugier, die mich zuerst zur Höhlenforschung und zum Bergsteigen gebracht hat. Ich habe darüber gelesen und wollte wissen, wie es sich anfühlt, diese Aktivitäten selbst auszuüben. Der Verlauf der Genesung nach einem Schlaganfall ist ungewiss, niemand kann vorhersagen, wie viele Funktionen jemals wiederkommen werden oder können. Als jemand, der sein Leben auf Ziele ausgerichtet hat, empfinde ich Ungewissheit als unangenehm. Deshalb versuche ich, die Neugierde zu nutzen, um offen und motiviert zu bleiben, wo ich in den nächsten Jahren sein könnte. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass ich wieder auf hohem Niveau klettern werde, aber wer weiß?
Meine konkreten Ziele sind: Ich möchte meinen linken Arm und meine linke Hand wieder benutzen können, damit ich für Donna kochen kann, was ich immer gerne gemacht habe, besonders nach einem Winterwochenende in den Bergen. Außerdem möchte ich ohne Stock gehen können. 2022 haben Simon und ich uns auf dem Fort William Mountain Festival unterhalten und ich würde gerne im Winter in die Highlands gehen - aber das nächste Mal etwas höher hinaus!
Unterstütze Malcolm
Wer von Malcolms Geschichte berührt ist und seine Rehabilitation und Genesung unterstützen möchte, kann für seine Spendenaktion "Move Mountains for Malcolm" spenden. Weitere Informationen findest du auf der Website der Stroke Association .