Bei der Ultralauf-Community sind die Teilnahmetickets für die berüchtigten Barkley Marathons heiß begehrt. Denn das Rennen im Frozen Head State Park in Tennessee (USA) ist eine einzigartige Herausforderung, die von vielen Geheimnissen und Mythen umgeben ist.
Die Teilnehmer werden vom Erfinder und Organisator Lazarus Lake (Laz) persönlich ausgewählt und müssen 5 strapaziöse Schleifen von je 20 Meilen absolvieren, insgesamt also 100 Meilen. Die Teilnehmer haben 60 Stunden Zeit, um alle 5 zu schaffen. Die meisten unterschätzen die Herausforderung... Bis heute haben nur 17 Teilnehmer den Barkley-Marathon geschafft. Ja, wirklich. Weit mehr Menschen haben den Everest erfolgreich bestiegen...
Nachdem es Tom Hollins vom #TeamMontane gelungen ist, sich einen Platz an der Startlinie des diesjährigen Barkley-Marathons zu sichern, berichtet er von seinen Erfahrungen. Hier geht es weiter, um den ersten Teil seiner Blogserie über den Barkley-Marathon zu lesen...
Der Reiz der Barkley Marathons
Ich weiß nicht, wann ich das erste Mal von den Barkley Marathons gehört habe. Als Ultraläufer gehört er zu den Dingen, die ich schon immer verfolgt hatte. Was davon tatsächlich wahr ist und was ein Mythos, lässt sich schwer eingrenzen - das macht einen Teil des Geheimnisses des Rennens aus und ist einer der Faktoren, die es so schwierig machen, sich auf das Rennen vorzubereiten. Zwischen all den Legenden, die sich um das Rennen ranken, gab es nur eines, dessen ich mir sicher war: Es ist das härteste Rennen der Welt - und ich wollte dabei sein.
Viele Rennen gelten als hart, aber Barkley hat die niedrigste Finisher-Rate von allen. Vor diesem Jahr 2022 hatte seit 2017 niemand mehr das Ziel erreicht. Laz (der Gründer des Rennens) macht den Kurs jedes Mal schwerer, wenn jemand das Rennen zu Ende läuft. Er soll ein sich ständig weiterentwickelnder Maßstab für die Grenzen der menschlichen Ausdauer sein. Die Strecke ist sehr steil und führt über unwegsames Gelände.
Diese beiden Faktoren erschweren das Rennen, aber das kommt auch meinen Fähigkeiten entgegen. Außerdem musst du an jedem Kontrollpunkt unter Steinen versteckte Buchseiten finden und außer Karte und Kompass sind keine anderen Navigationsmittel erlaubt. Für jemanden, der sich schon früh mit GPX-Dateien und elektronischer Navigation beholfen hat, war mir klar, dass dieser Aspekt wahrscheinlich schwieriger sein würde...
Essentiell: Mentale Vorbereitung
Letztes Jahr habe ich beschlossen, dass ich meinen Verstand mehr trainieren muss als meine Beine, wenn ich eine Chance bei dem Rennen haben will. Ich nahm an meinen ersten Orientierungsläufen teil und verbesserte meine Navigationsfähigkeiten erheblich (obwohl ich mehr als einmal dafür gescholten wurde, dass ich nach dem Wettkampf noch auf der Strecke war). Außerdem beschloss ich, 2 Wochen vor dem Wettkampf hinzufahren, um die Strecke eine Woche zu erkunden und dann eine Woche lang zu trainieren. Ein dreiwöchiger Urlaub ist eine große Überwindung, aber Plätze für das Rennen sind schwer zu bekommen und man weiß nie, ob man noch einen bekommt.
Mit "die Strecke erkunden" meine ich, die Trails in Frozen Head zu laufen. Du darfst die Wege im Nationalpark zu keiner Zeit verlassen, ausgenommen während des Rennens. Es ist auch verboten, anderen vor dem Rennen Einzelheiten über die Strecke zu erzählen. Der größte Teil des Rennens (und alle schwierigen Abschnitte) finden abseits der Wege statt, was eine richtige Erkundung unmöglich macht. Das macht einen großen Teil der Schwierigkeiten des Rennens. Wer die Strecke wirklich erkunden will, kann sich mit Google durch Angaben in Blogs anderer Teilnehmer eine Vorstellung davon machen, wo einige der Abschnitte verlaufen und wo man ein Buch finden kann. Ich werde nicht wiederholen, was andere schon geschrieben haben, denn das ist Teil des Abenteuers, die traditionsreiche Geschichte des Barkley zu entdecken. Ich sage nur, dass das Buch von Frozen Ed’s ein guter Ausgangspunkt ist.
Laz stellt klar, dass es sich nicht um einen Orientierungslauf handelt. Er möchte, dass du seiner Route folgst. Du wirst keinen der Namen, die Laz nennt, auf der Karte sehen. Das sind Laz' spezielle Namen wie "Hell", "Butt Slide" und "Meat Grinder". Wie ich später herausfand, sind die Namen ziemlich genaue Beschreibungen. Die Trails (von Laz als "Candy Ass" bezeichnet) führen überwiegend durch den Park und ich stellte fest, dass ich beim Training eine gute Vorstellung von der Landschaft bekommen hatte. Aus anderen Blogs hatte ich auch eine rudimentäre Vorstellung davon, wo einige der Teilstrecken verlaufen, und ich versuchte, die Anfangs- und Endpunkte dieser Strecken ins Auge zu fassen und die Punkte für die Mikronavigation zu markieren. Die Route verläuft in Form von Runden im und gegen den Uhrzeigersinn. Ich habe mir überlegt, dass es sinnvoll wäre, alle Trails in beide Richtungen zu laufen.
Die Karte, die während des Rennens verwendet wird, ist die Toop-Karte, die bei den Parkrangern erhältlich ist (die Ranger geben diese Info gerne an alle Besucher weiter). Die Karte deckt den größten Teil des Nationalparks ab, aber nicht das gesamte Gebiet. Sie deckt auch einige Gebiete ab, die außerhalb des Parks liegen. Die Konturen auf der Karte sind schlecht sichtbar und vor allem die Flüsse sind schwer zu erkennen. Ich fand es nützlich, meine Recherche und die Karte mit einer detaillierten Online-Karte zu vergleichen. Ich habe festgestellt, dass die Karte nicht wasserdicht ist. Sie scheint ähnlich saugfähig zu sein wie Klopapier, und innerhalb einer Woche lösten sich einige Bereiche der Karte auf. Selbst nachdem ich sie mit Tesafilm abgeklebt hatte, war sie immer noch undicht und wurde bei einem klassischen Frozen Head-Regenguss total verwaschen.
Am besten macht man sich vor dem Rennen eine Kopie der Karte, zeichnet die Flüsse und die Konturen ein, markiert die Strecke am Renntag nachdem Laz gezeigt hat, wo es lang geht, und hat dann die Möglichkeit, die Karte wasserdicht zu verpacken.
(Photography Credit: David Miller)
Frozen Head State Park
Wichtigste Erkenntnis ist, dass Frozen Head ein wunderschöner Ort ist, der einen Besuch wert ist. Die Hügel sind mit wunderschönen, alten Laubwäldern bedeckt und wenn du Glück hast, kannst du einige der einheimischen Wildtiere sehen; mein Höhepunkt war eine Familie von Wildschweinen mit Ferkeln nahe Coffin Springs.
Die Ranger sind großartig und wollen dir unbedingt etwas über den Park erzählen. Sie und die gesamte Familie Barkley, die an dem Rennen beteiligt ist, betonen immer wieder, wie wichtig es ist, diese Wildnis zu schützen. Das ist ein sehr wichtiger Teil des Rennens - die Wildnis zu würdigen und sie für künftige Generationen zu bewahren. Womit ich wieder bei der Routenplanung bin. Wenn du eine Erkundungstour planst und recherchierst, wirst du feststellen, dass ein paar der Steine mit den besagten Buchseiten zur Orientierung oft nicht weit vom Weg entfernt sind.
Die Versuchung ist groß, einen Blick auf diese Seiten zu werfen. Tu es nicht - die Markierungssteine an diesen Orten sind im Rennen leicht zu finden und es ist das Beste, den Zauber der Entdeckung sowie den Park selbst zu erhalten. Zudem werden neue Läufer im Rennen als Jungfrauen bezeichnet. Es macht immer mehr Spaß, seine Jungfräulichkeit mit jemand anderem zu verlieren, als alleine. Außerdem ist es üblich, dass sich Jungfrauen während des Rennens mit einem Veteranen zusammentun. Es ist von Vorteil, wenn du ein paar der Strecken erkennst und nicht nur dem anderen folgst, aber wenn du scheinbar alles kennst, werden deine Partner misstrauisch, wo du schon überall warst.
Ich holte einen Tag vor dem Rennen meine Frau Sara vom Flughafen ab. Sie war auch sehr daran interessiert, mehr über das Rennen und seine Teilnehmer zu erfahren. Obwohl es auch für Supporter schwer ist, weiß ich, dass viele Supporter Barkley als eine der besten Erfahrungen beschrieben haben, die sie gemacht haben. Ich hoffte, Sara würde das gleiche Gefühl haben...
Sei gespannt auf die Fortsetzung über den Barkley Marathon...…
Willst du wissen, was mit Tom Hollins bei den Barkley Marathons passiert ist? Verpasse nicht die Fortsetzung dieser exklusiven Barkley-Marathons-Blogserie.
